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Dunkel wie im Bärena.....

Es begab sich zu einer Zeit im September 1998, daß 4 Taucher in 2 Buddy-Teams einen Nachttauchgang im Roten Meer unternehmen wollten. Der dafür vorgesehene Riffabschnitt wurde schon einmal tagsüber inspiziert, damit man nachts eine bessere Orientierung hat. Die Lampen wurden geladen, die Blitzer kontrolliert, die Kamera gecheckt, die Buddy-Teams abgesprochen (obwohl eh klar war, daß wir "pärchenweise" tauchen würden). Wir beschlossen mit beiden Teams nahe zusammen zu bleiben.

Wir tauchten los und fanden sehr gute Sichtverhältnisse vor. Es war kaum Strömung, obwohl es sich um ein Saumriff ohne vorgelagerte Riffe oder Inseln handelte. Nach ca. 12 Minuten fiel dann meine Lampe aus. Wir stimmten uns ab, daß wir trotzdem weitertauchen wollten, eben in einer Vierergruppe. Ich hatte ohnehin nicht immer die Lampe an, weil ich ja nebenbei auch noch am Photographieren war.

Eine Zeit später, wir waren in einem Canyon unter einem Überhang, hielten wir an, weil ich ein Photo machen wollte. Mein Buddy blieb neben mir und ich mußte mich ein bischen weiter unter den Überhang manövrieren. Das andere Zweier-Team schwamm schon mal ein bischen weiter durch den Canyon. Als ich mit Photographieren fertig war, gab ich meiner Tauchpartnerin ein Zeichen, daß es weitergehen konnte. Sie gab Gas, um die anderen wieder einzuholen und ich kam so schnell nicht aus der Spalte heraus. Nun saß ich da allein im Dunklen und meine Tauchpartnerin war im Canyon schon um die nächste Ecke verschwunden. 

Was tun? Es war dunkel wie im Bärena....!

Die Lampe war total platt, ich hatte nur einen Shorty an, dafür wußte ich aber, daß es hier überall Feuerkorallen und andere unangenehme Viecher gab. Als Ersatzlampe war nur ein Blitzer mit Taschenlampe vorhanden, der aber nicht einmal Umrisse im Canyon erscheinen ließ. Ich habe mich dann erst einmal auf den Flossenspitzen austariert und gewartet. So gewöhnten sich die Augen an die Dunkelheit und die anderen hatten Zeit zurückzukommen. Als nach ca. 1 Minuten noch niemand zurückkam, schaltete ich dem Blitzer wieder auf Blitzen und arbeitete mich ganz langsam Blitz für Blitz und Meter für Meter durch den Canyon. Nach einer Zeit sah ich hinter einer Biegung den Schein des Restes der Gruppe. Sie hatten grade gemerkt, daß ich fehlte. So, da hatte ich die Gruppe wiedergefunden. Ich war natürlich erst einmal stinksauer. Da wurde ich doch von meiner Tauchpartnerin mit dem OK-Zeichen begrüßt. Na ja, ich war halt stinksauer und habe mit dem international gebräuchlichen erhobenen Mittelfinger geantwortet....

Im Nachhinein betrachtet hab ich natürlich auch einen gewissen Anteil Schuld, weil ich einfach besser ausgerüstet hätte Tauchen gehen müssen oder den Tauchgang nach 12 Minuten abbrechen.

Ich habe daraus verschiedenen Regeln für mich abgeleitet, an die ich mich heute halte:

Erstens gehe ich nicht mehr ohne Ersatzlampen tauchen. Manchmal gehe ich wie ein Tannenbaum Tauchen und werde darüber belächelt, aber ich habe immer mein Licht dabei und zur Not kann ich auch noch eine Lampe abgeben. Zweitens mache ich keine Nachtauchgänge mehr im Shorty. Drittens breche ich einen Tauchgang ab, wenn etwas nicht so läuft , wie es geplant war und daraus für irgendein Mitglied der Gruppe eine Gefahr entstehen kann. Und viertens habe ich meine gesamte Ausrüstung so eingerichtet, daß ich mich immer selbst retten kann. Dieser Vorfall hat mir gezeigt, daß einem solche Dinge selbst mit einem Buddy passieren können, mit dem man schon x-mal unter Wasser war. Ich tauche jetzt immer mit einer Ausrüstung, mit der ich den gleichen Tauchgang auch solo machen würde.

 

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